25.02.2021

Mit Leidenschaft auf der inklusiven Tanzbühne

Anette Winkler und Katja Mieder, zwei Werkstattmitarbeiterinnen der Diakonie am Thonberg, tanzen in ihrer Freizeit bei Tanzprojekten vom Tanzlabor Leipzig mit. Das Tanzen gibt ihnen das Gefühl, trotz körperlicher Behinderungen frei zu sein. Doch wie ist das jetzt während der Pandemiezeit?

Anette Winkler berichtet stolz: „Wenn ich mich selbst drehe oder gedreht werde, fühle ich mich frei und ungezwungen. Vielleicht liegt es daran, dass ich mich sonst durch meine starke Behinderung nicht so bewegen kann. Seitdem ich meinen E-Rollstuhl besitze, ist es schon etwas besser. Vorher stand ich eben an einem Platz und konnte mich nicht selbstständig fortbewegen. Beim Tanzen ist es ganz anders. Entweder bin ich im E-Rollstuhl und kann meine Bewegungen selbst ausführen oder ich habe einen Tanzpartner, der meinen Schieberollstuhl lenkt. Es ist ein großartiges Gefühl, wenn ich im Kreis gedreht werde. Zum Glück wird es mir nicht gleich schwindlig. Außerdem bin ich selbstbewusster geworden und ich staune immer wieder, dass man die Menschen so beeindrucken und begeistern kann.“

Alle Tänzer*innen stellen fest, dass sie ihren Rollstuhl dank der vielen Proben und Aufführungen mit dem Tanzlabor Leipzig auf eine ganz andere Weise kennenlernen. Aber nicht nur das, auch persönlich stellen sie eine positive Entwicklung zu mehr Selbstbewusstsein fest. Anna Müller, Inklusionsfachfrau des Tanzlabors Leipzig, meint dazu: „Wir hören von unseren Akteuren mit Behinderung immer wieder, wie sehr ihnen der persönliche Selbstausdruck im Tanz auch hilft, den eigenen Körper fit zu halten, ihn wertschätzend anzunehmen und sich so zu zeigen, wie man selber ist. Das ist für jeden Menschen eine gewaltige Herausforderung und wenn sie gelingt, ist sie mit sehr viel Glücksgefühl verbunden. Ich habe es so schon mehrfach erlebt.“

Anette Winkler und Katja Mieder tanzen bereits seit 10 Jahren. Ihr Rollstuhl wird in den Aufführungen zum elementaren Bestandteil. So auch in der aktuellen Produktion „Klare || Kante“, in der es um neue Handlungsräume, die ein Überschreiten des Gewohnten fordern, geht.

„Ich überschreite die Grenzen mit meinem Rollstuhl, indem ich auf der Bühne stehe und meinen Körper bewege. Dabei benutze ich die komplette Technik meines Rollstuhls, er dient als Ausdrucksmittel. Ich benutze meine Blinker, die Hupe, Vorder- und Rücklicht, das Hoch-und Runterfahren meines Sitzes und mein Fußbrett verstelle ich. Im Alltag nutze ich diese Funktionen auch, aber ganz anders. Somit habe ich einen Weg gefunden, das Thema ‚Chaos‘ im Stück mit meinem Rollstuhl gut auszudrücken“, erzählt Katja Mieder, Werkstattmitarbeiterin in der Abteilung Mediengestaltung der Diakonie am Thonberg.

Ob und wie die Premiere des Stücks „Klare || Kante“ vom Tanzlabor Leipzig gefeiert werden kann, ist aufgrund der aktuellen Situation noch nicht absehbar. Wenn die Premiere am 29. April stattfindet, wird es am darauffolgenden Tag eine Aufführung mit Publikumsgespräch geben.

Die letzte Aufführung ist für den 1. Mai 2021 geplant.

 

Wie es den Künstler*innen aktuell geht und welche körperlichen Auswirkungen die Coronazeit hat, ist in einer Videodokumentation zu sehen:

https://tanzlabor-leipzig.de/video-dokumentation-mein-korper-in-coronazeit/

 

Foto: Tanzlabor Leipzig; Anette Winkler und Gesa Volland

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Christine Heuer

Christine Heuer

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